Ein Bericht von Isa und Natascha von WESTWARDS (www.westwards.de).
Tokyo von unten und von oben – Mit der Metro zum Tokyo-Panorama
Laut Guinness Buch der Rekorde ist es der geschäftigste Bahnhof der Welt: mehr als 3,5 Millionen Menschen steigen täglich am Bahnhof Shinjuku, im Westen von Tokyo, um. Und auch jeder Tourist auf einer Japanreise nimmt hier bestimmt mal eine der dreizehn unterschiedlichen Bahnlinien. Aber besser nicht morgens zur Rush Hour. Denn dann wird man einfach mitgerissen vom Strom der Menschen in dunklen Anzügen und Kostümen auf dem Weg zur Arbeit. Wer zu einem bestimmten Ausgang will, muss vorher schon genau wissen, welche Tür im Metro-Waggon zur richtigen Treppe und dem richtigen Ausgang führt, und sich entsprechend einordnen.
Der Bahnhof Shinjuku –Welcher Ausgang ist richtig?
Die Hauptausgänge, die „Südausgang“ oder „Zentraler Ostausgang“ heißen, münden oft nur in riesige unterirdische Passagen mit weiteren Ausgängen, mit so nüchternen Namen wie A23 oder C15. Über 200 Ausgänge soll es geben – aber nachgezählt haben wir sie noch nie.
Als wir 2002 bei der Fußball-WM für die Stadt Tokyo als ehrenamtliche Helferinnen gearbeitet haben, waren wir an einem Infotisch in einem dieser unterirdischen Gänge im Bahnhof Shinjuku stationiert. Wir sollten auf Englisch gestrandete Fußballfans beraten, doch eigentlich kamen fast nur Einheimische zu uns, die den schnellsten Weg zu einem bestimmten Ausgang suchten. Doch keine Angst, es gibt überall super Orientierungspläne und Ausschilderung. Und auch im Internet lässt sich schnell die richtige Ausgangsnummer recherchieren.
Tokyo-Panorama vom Rathaus Tokyo
10 Minuten Fußweg durch einen der langen unterirdischen Gänge bringen uns auf der Westseite des Bahnhofs zu einem Hochhausviertel. Es waren die ersten Wolkenkratzer von Tokyo, in den 1960er- und 70er-Jahren ein Symbol des Aufschwungs in Japan. Die höchsten Türme hier sind die beiden 243 m hohen Gebäudeteile des Rathauses, in denen in unzähligen Büroräumen die Präfekturverwaltung von Tokyo arbeitet.
Der Bau des japanischen Star-Architekten Tange Kenzo beherbergt auch das Stadtparlament und die Stadtverwaltung. Im engeren Stadtgebiet leben in 23 Stadtbezirken etwa 9 Millionen, in der gesamten Präfektur Tokyo hingegen 13 Mio. Menschen.
Von den Aussichtsplattformen im 45. Stock ist der Blick phänomenal. Wo im Westen die Ebene endet, sind ein paar einsame Bergregionen zu sehen, denn auch einige über 2000 m hohe Gipfel gehören zur Präfektur Tokyo. Und mit etwas Glück ist bei klarem Wetter dahinter sogar der ebenmäßige Vulkankegel des Fuji-san zu sehen. Zum Stadtzentrum hin, nach Südosten, ist kein Ende des Häusermeers in Sicht.
Die Türme der Präfekturverwaltung gelten übrigens, wie die meisten der Wolkenkratzer in Japan, als erdbebensicher. In einigen der oberen Stockwerke sind spezielle Masse-Elemente eingebaut, die den Erdbeben-Schwingungen entgegensteuern.
Bunten Linien folgen – Metrofahren ist nicht schwierig
Der Skytree, der neue Fernsehturm, dominiert die Silhouette der Stadt. Aktuell ist der 634 m hohe Turm der höchste Fernsehturm der Welt und einer der besten Orte für einen Blick von oben.
Das U-Bahn-System schreckt viele Japanreisende erst einmal ab: Der schematische Metro-Plan ist ein Gewirr bunter Linien mit japanischen Schriftzeichen dazwischen. Doch hat man das System einmal verstanden, wird Metro fahren eigentlich zum Kinderspiel, denn jede Linie hat ihre eigene Farbe und eigene Bahnsteige. Man muss nur den entsprechenden farbigen Markierungen folgen. Zum Skytree fährt u. a. die lilafarbenen Hanzomon Linie, wir folgen also den lila Kreisen. Am einfachsten ist man mit einer Prepaid-Karte unterwegs, die man einfach an die Sperren am Bahnsteig hält und von der der Fahrpreis abgezogen wird.
Angekommen am Skytree-Bahnhof Ochiai geht es genauso weiter: Auch Einheimische folgen einfach den Wegweisern, denn in einem Labyrinth aus U-Bahnhöfen und Einkaufszentren weiß kaum jemand auf Anhieb den richtigen Weg zum Skytree-Ticketverkauf im vierten Stock. Von dort geht es per Aufzug zum Tokyo-Panoramablick auf 350 m, wer will, fährt weiter zur oberen Aussichtsplattform auf 450 m.
Der Tokyo Skytree – Blick aufs Häusermeer aus 450 m Höhe
Manchmal steht man auf den Panorama-Plattformen des Tokyo Skytree über den Wolken. Und manchmal verschwimmt der Horizont im Dunst. Und wenn es sehr klar ist: Häuser bis zum Horizont. Vom Skytree aus erstrecken sie sich mindestens 50 km in jede Richtung, einige Tausend Quadratkilometer Stadt. Im Süden ist die Bucht von Tokyo zu sehen, daneben geht das Stadtgebiet von Tokyo nahtlos in das von Kawasaki und Yokohama über. Irgendwo im Norden sind Berge zu erahnen, dort hört die Kanto-Ebene auf, eine der einwohnerstärksten Regionen der Erde. 35 bis 40 Millionen Menschen leben in dieser Ebene, das ist in etwa ein Drittel der japanischen Bevölkerung.
Direkt unter dem Skytree ist das weitläufige Tempelareal von Asakusa zu erkennen. Dort schieben sich Menschenmengen durch die Ladengasse und die Tempeltore und fotografieren die rote Pagode. Die meisten Skytree-Besucher werden die Gegend wiedererkennen, denn Asakusa ist ein Highlight auf jeder Japanreise. Ein Stück weiter leuchten und blinken nachts die Hochhäuser von Akihabara, dem sogenannten Elektronikviertel von Tokyo.
Zwischen all den grauen Hochhäusern im Stadtteil Minato-ku leuchtet fröhlich ein rotes Stahlgerüst in der markanten Form des Eiffelturms. Der Tokyo Tower war nach dem Krieg der erste Fernsehturm in Tokyo und ist immer noch ein Wahrzeichen der Stadt. Heute wirkt er mit seinen 333 m zwischen den umliegenden Wolkenkratzern fast ein wenig verloren und auch das Tokyo-Panorama von den beiden Aussichtsplattformen auf 150 m und 250 m ist dadurch beeinträchtigt.
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Fotos: pixabay
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Natascha Thoma und Isa Ducke
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