Kultur
Kultur hat in Weißrussland traditionell einen sehr hohen Stellenwert. Charakteristisch für das kulturelle Leben ist die überwiegend staatlich gesteuerte Suche nach einer eigenen Weißrussischen Identität zwischen den polnisch-katholisch geprägten westlichen Landesteilen und den russisch-orthodox beeinflussten östlichen Gebieten.
Ein modernes Kunstverständnis, das auch kritische Töne gegenüber Politik und Gesellschaft einschließt, hat nur geringe Entfaltungsmöglichkeiten. Der Literaturnobelpreis 2015 für die weißrussische Schriftstellerin und Journalistin Swetlana Alexijewitsch, hat wie selten zuvor den Blick auf die schweren Traumata der Geschichte des 20. Jahrhunderts und die Identitätsfragen – nicht nur der weißrussischen – sondern der gesamten post-sowjetischen Gesellschaft gelenkt.
Traditionelle Kunstgattungen und Darbietungen werden staatlich gefördert und erfreuen sich hoher Beliebtheit. In jüngster Zeit wird dem Weißrussischen mehr Beachtung geschenkt, ohne bislang die Dominanz des Russischen zu gefährden. Sowohl weißrussische als auch Russisch sind offizielle Amtssprachen.
Die kulturellen Aktivitäten konzentrieren sich – von Ausnahmen in den fünf Provinzhauptstädten abgesehen – im Wesentlichen auf die Hauptstadt Minsk. So verfügt die Zweimillionenstadt Minsk über rund 19 Theater, darunter das Janka-Kupala-Theater, das älteste Weißrusslands.
Dort ist der Kulturbetrieb trotz wirtschaftlicher Probleme vielfältig und – insbesondere in den klassischen Kunstformen Musik, Theater und Ballett – auf qualitativ ansprechendem Niveau.
Daneben existiert eine überschaubare unabhängige Kunst- und Kulturszene, die jedoch unter steter Beobachtung und Kontrolle staatlicher Organe steht. In den ländlichen Gebieten steht die Pflege des regionalen Brauchtums im Vordergrund.
Essen und Trinken
Essen
Die weißrussische Küche geht auf jahrhundertlange Traditionen zurück. Häufig dienten dabei Rezepte aus einem benachbarten Kulturkreis als Basis. Mit der Zeit veränderten sich Rezepturen unter dem Einfluss lokaler Zubereitungsarten. So haben vor allem die russische, die ukrainische, die litauische, die polnische, und die jüdische Küche maßgeblichen Einfluss gehabt. Allerdings kann man in der nationalen Küche auch viele Speisen finden, die ausschließlich für Weißrussland typisch sind.
Die Weißrussen haben immer viel Getreide, Kartoffeln, Fleisch, Milch und Gemüse erzeugt. Da es in Weißrussland viele Flüsse und Seen gibt, ist auch Fisch ein wichtiger Bestandteil vieler Gerichte. Wälder bedecken etwa 40% des Weißrussischen Territoriums, so kommen häufig auch Beeren, Pilze und Wild auf den Tisch.
Im 18. Jahrhundert löste das Aufkommen der Kartoffel eine „kulinarische Revolution“ in Weißrussland aus. Seitdem ist die Kartoffel für die Weißrussen dem Brot mindestens ebenbürtig. So viele Speisen aus dieser Hackfrucht lassen sich in kaum einer anderen Küche finden. So werden die Weißrussen von ihren Nachbarn auch oft gern neckisch “Bulbaschi” genannt (Weißrussisch für “bulba” – Kartoffel). So entstanden die landestypischen Spezialitäten Draniki (Kartoffelpfannkuchen), Kalduny (Kartoffeltaschen mit Fleischfüllung) und Draschenij (ein Kartoffelgericht mit Pilzen).
Trinken
Zu den traditionellen Getränken zählen Spirituosen wie Krambambulja (Likör mit Honig und Gewürzen), Chrenowucha (Meerrettichlikör) und natürlich Samogonka (hausgebrannter Wodka). Typische alkoholfreie Getränke sind Sbiten (Heißgetränk aus Wasser, Honig und Gewürzen), Kwas (besonderes alkoholfreies Bier, das durch Gärung aus den Grundzutaten Wasser, Roggen und Malz gewonnen wird), Uzwar (Kaltgetränk aus Dörrobst) und Mors (Fruchtsaftgetränk, das aus Beerenobst gewonnen wird).
Klima
Weißrussland ist ein Binnenland, das maßgeblich unter dem Einfluss der großen russischen Landmasse steht. Das Klima des Landes ist daher gemäßigt kontinental mit großen Temperaturunterschieden zwischen den Sommer- und den Wintermonaten. Die Kontinentalität nimmt von Westen nach Osten hin zu. Die Winter in Weißrussland sind daher sehr kalt und schneereich. Die Temperaturen fallen ab November unter den Gefrierpunkt.
Bis März muss – zumindest in den Nächten – immer mit Frost gerechnet werden. Am mildesten ist es im Winter im Südwesten, besonders kalt dagegen im Nordosten. Im kältesten Monat Januar werden im Mittel im Südwesten -5°C, im Nordosten -7 bis -8°C gemessen. Minusgrade im deutlichen zweistelligen Bereich sind in der Nacht etwas völlig Normales.
Der Frühling in Weißrussland besteht eigentlich nur aus dem April, in dem es rasch wärmer wird. Im Sommer von Mai bis September liegen die Temperaturen immer über 15 Grad. Fröste treten in diesem Zeitraum nicht auf. Von Juni bis August kann es recht heiß werden. In dieser Zeit werden oft Höchsttemperaturen von über 30 Grad erreicht. Der wärmste Monat ist der Juli. Die durchschnittliche Temperatur beträgt dann 18°C.
Im Sommer sind die regionalen Temperaturunterschiede nur gering. Wie der Frühling ist auch der Herbst kurz. Im Oktober gehen die Temperaturen schnell zurück und ab November herrscht bereits tiefster Winter.
Einreisebestimmungen
Die Einreise ist für deutsche Staatsangehörige mit folgenden Dokumenten möglich:
Reisepass: Ja
Vorläufiger Reisepass: Ja
Personalausweis: Nein
Vorläufiger Personalausweis: Nein
Kinderreisepass: Ja
Anmerkungen/Mindestrestgültigkeit
Reisedokumente müssen mindestens bis drei Monate nach dem geplanten Ausreisedatum, in begründeten Ausnahmefällen bis zum Ablauf der Gültigkeit des weißrussischen Visums, gültig sein. Es müssen noch zwei leere Seiten im Reisedokument verfügbar sein.
Visum
Deutsche Staatsangehörige benötigen für die Einreise nach Weißrussland grundsätzlich ein Visum.
Das Visum muss in der Regel vor der Einreise beantragt werden, nur bei Einreise am Flughafen, jedoch nicht aus Russland kommend, kann es bei Ankunft erworben werden. Unter bestimmten Voraussetzungen ist bei Einreise über den Flughafen Minsk eine visumfreie Einreise möglich.
Aktuelle Informationen, auch zu den für eine Einreise notwendigen Dokumenten wie z.B. Pass und finanzielle Nachweise, sind bei der Weißrussischen Botschaft in Berlin, beim Außenministerium der Republik Weißrussland oder bei den Weißrussischen Grenzbehörden erhältlich.
Visum vor der Einreise
Das Visum muss grundsätzlich rechtzeitig vor Reiseantritt bei der zuständigen Weißrussischen Auslandsvertretung beantragt werden.
Visum bei Einreise („on arrival“)
Die Möglichkeit der Ausstellung eines Visums bei der Einreise am Flughafen besteht, sofern diese nicht auf dem Luftweg aus der Russischen Föderation erfolgt. In der Regel ist hier mindestens zwei Tage vor Reiseantritt eine Registrierung durch die einladende Person oder Organisation bei der Konsularabteilung des weißrussischen Außenministeriums erforderlich. Genaue Informationen hierzu erteilt die Konsularabteilung des weißrussischen Außenministeriums.
Visumfreie Einreise über den Flughafen Minsk
Für Aufenthalte von bis zu 30 Tagen ist eine visumfreie Einreise nach Weißrussland über den Flughafen Minsk möglich. Diese Regelung gilt für Staatsangehörige von 74 Staaten, darunter Deutschland und alle Staaten der Europäischen Union.
Hinweis:
Tagesaktuelle Informationen für Reisen nach Weißrussland/Belarus finden Sie auf der Seite des Auswärtigen Amtes unter dem folgenden Link: Auswärtiges Amt / Belarus Reisehinweise
Gesundheit
Überprüfen Sie im Rahmen der Reisevorbereitung Ihren sowie den Impfschutz Ihrer Kinder gegen Masern und lassen diesen ggf. ergänzen. Eine Reiseapotheke ist insbesondere für Reisen außerhalb von Minsk wichtig. Empfohlen werden Standardimpfungen gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten (Pertussis); ggf. Masern, Influenza, Pneumokokken.
Generell wird empfohlen die Standardimpfungen gemäß aktuellem Impfkalender des Robert-Koch-Institutes für Kinder und Erwachsene anlässlich einer Reise zu überprüfen und zu vervollständigen (siehe http://www.rki.de).
Weißrussland ist Risikogebiet für die durch Zecken übertragende Frühsommer-Meningoenzephalitis. Landesweit besteht ein Risiko v.a. in den Monaten April bis Oktober. Der in Deutschland erhältliche FSME-Impfstoff schützt auch vor der in Weißrussland endemischen Virusvariante. Zecken können auch andere Krankheiten (z.B. die Borreliose) übertragen.
Infolge des Reaktorunglücks von Tschernobyl wurden Gebiete besonders in den südöstlichen Landesteilen stark radioaktiv belastet. Ein Aufenthalt in dieser Region ist aber inzwischen nach Auskunft des Bundesamts für Strahlenschutz unbedenklich. Aus Vorsorgegründen sollten jedoch Pilze, Beeren, Süßwasserfische und Wild gemieden werden.
Die medizinische Versorgung entspricht oft nicht westeuropäischem Standard. Die medizinische Versorgung außerhalb der großen Städte ist meist unzureichend, die rasche und zuverlässige Versorgung von Verletzten oder schwer Erkrankten (Transport, Erste-Hilfe) ist nicht immer gewährleistet.
Regelmäßig einzunehmende Medikamente sollten in ausreichender Menge aus Deutschland mitgebracht werden.
Für Reisen in der Region wird der Abschluss einer privaten Auslandsreisekranken und Rückholversicherung empfohlen. Der Genuss von Leitungswasser ist nicht zu empfehlen.
Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der medizinischen Informationen sowie eine Haftung für eventuell eintretende Schäden kann nicht übernommen werden. Für Ihre Gesundheit bleiben Sie selbst verantwortlich.
Eine Kurzübersicht zum Thema Weißrusslabd/Belarus finden Sie auch hier beim Reisemedizinischen-Infodienst: Belarus-Hinweise